ALBERT-LASARD, LOU
ALBERT-LASARD, LOU
1885
1969

 
Im Auftreten schillernd, vom Naturell her exzentrisch, war Lou Albert-Lasard der Mittelpunkt einer jeden Künstlerszene: in München und Ascona, Berlin und Paris, woran sich auch der Pariser Modephotograph Willy Maywald noch viele Jahre päter Lebhaft erinnert hat: "Lou Albert-Lasard, eine der Freundinnen von Rainer Maria Rilke, hatte damals viel Erfolg in Paris. Man sah sie oft im "Café du Dôme" mit ihrer Tochter, der schönen Ingo. Man konnte sie nicht übersehen, denn sie war eine der extravagantesten Erscheinungen, die ich je in meinem Leben gesehen habe. In rote Fuchspelze gehüllt, trug sie auf ihren brandroten Haaren die ausgefallensten Hüte, etwas aus Moos oder ganz aus Hahnenfeder".

AUGENSTEIN, KÄTHE
AUGENSTEIN, KÄTHE
1899
1981

 
Die späten Jahre der Weimarer Republik markierten die erste Blütezeit des modernen Fotojournalismus. Eine besondere Rolle spielte dabei die Berliner Bildagentur »Dephot« (»Deutscher Photodienst«), die als eine Schule des modernen Fotojournalismus gilt. Ihre Reputation ist vor allem auf ihre Protagonisten zurückzuführen, allen voran auf den Agenturgründer und -leiter Simon Guttmann und eine außergewöhnliche Equipe talentierter junger Fotografen, zu der neben Otto Umbehr, Felix H. Man, Harald Lechenperg und Robert Capa (eigentlich Endre Friedman) auch Käthe Augenstein (1899–1981) gehörte.

Die gebürtige Bonnerin zählt zu den wenigen erfolgreichen Berliner Pressefotografinnen jener Zeit. Nach bisherigem Forschungsstand ist sie die einzige Fotografin, die in bedeutendem Umfang für die »Dephot« gearbeitet hat.

AUSTRIA, MARIA
AUSTRIA, MARIA
1915
1975

 

Born in Karlsbad (Karlovy Vary) in 1915, Maria Austria (Marie Karoline Oestreicher) completed her photography training at the “Graphische Lehr- und Versuchsanstalt” in Vienna in 1936. She briefly worked free-lance but in 1937, with the persecution of Jews on the rise in Austria, she decided to move to Amsterdam.

When German troops occupied the Netherlands, she again faced persecution as a Jew. She and her sister, the textile designer Lisbeth Oestreicher, gave up their atelier “Model en Foto Austria” and went underground, surviving without papers. Until 1945 her life was marked by escape, displacement and working for the Resistance.

World War II ended in the Netherlands on 5 May 1945. Destruction and death were still all around, but slowly an atmosphere of awakening and starting afresh crept onto the streets. Around Europe, this was the time of neo-realism, the humanist photography made world famous by Edward Steichen and his exhibition “The Family of Man”. Maria Austria’s photographs during this period also tell of humanity and compassion. There are scenes of life on the streets, in the cafés, on the market-places, but also Austria’s “Amsterdam 1950” with its typical Dutch-and-bicycle motif.

 

BESNYÖ, EVA
BESNYÖ, EVA
1910
2003

 
Leben und Werk der ungarisch jüdischen Fotografin Eva Besnyö (1910 - 2003) sind von der Moderne in den Künsten gleichermaßen wie von den politisch extremen Geschicken Europas im 20. Jahrhundert, von Faschismus, Nationalsozialismus, Verfolgung und Emigration, geprägt.".

Als Eva Besnyö gerade zwanzigjährig mit einer Gesellenprüfung des angesehenen Budapester Portrait- und Werbeateliers Jozsef Pecsi im Gepäck in Berlin eintraf, hatte sie bereits zwei folgenreiche Entscheidungen in ihrem Leben getroffen: Das Fotografieren zu ihrem Beruf zu machen und dem faschistischen Ungarn für immer den Rücken zu kehren. Noch konnte sie nicht wissen, dass sie auch Deutschland bald wieder verlassen würde, aber die knapp zwei Jahre in Berlin von September 1930 bis Herbst 1932 wurden für ihre persönliche Entwicklung und ihre fotografische Bildsprache von bleibender Prägung.

DEUTSCH, GERTI
DEUTSCH, GERTI
1908
1979


1908 geboren und in der Wiener Innenstadt zu Hause, absolvierte sie 1933/1935 eine Ausbildung zur Fotografin an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Der Austrofaschismus hatte das liberale Leben bereits eingeschränkt und propagierte verstärkt die Bildästhetik einer verklärenden Heimatfotografie. Dagegen favorisierte Gerti Deutsch Alltagsmotive, die dieser Norm entgegenstanden, wie z.B. die Aufnahme von Wartenden auf einem Kleinstadtbahnhof (1930er-Jahre) aus der Perspektive von oben und den für die moderne Fotografie typischen Bilddiagonalen.

1936 verließ sie Wien und ging nach London, wo die von Stefan Lorant 1938 gegründete, liberale antifaschistische Illustrierte »Picture Post« bis 1950 ihr wichtigster Auftraggeber wurde. Es entstanden 64 Bildreportagen mit kulturellen und aktuell politischen Themen, u.a. Fotoserien zu den Transporten jüdischer Kinder aus Deutschland (1938), zu österreichischen Kriegsheimkehrern (1948); nach dem Zweiten Weltkrieg – den überwiegenden Teil ihrer Aufnahmen konnte sie retten -  fotografierte sie wieder häufiger in Österreich sowohl bei den traditionellen Salzburger Festspielen, als auch bei Festen und Feiern der Menschen auf dem Lande.1960 machte sie während eines zweimonatigen Aufenthalts in Japan Fotografien im Auftrag der Japanischen Kamera-Handelsvertretung. Es sind faszinierende Motive einer in Europa damals überwiegend noch fremdem Kulturlandschaft.

HELLER-LAZARD, ILSE
HELLER-LAZARD, ILSE
1884
1934


Erst neuerdings wurde das in Schweizer Privatbesitz befindliche, künstlerische Werk der jüdischen Malerin ILSE HELLER-LAZARD (1884-1934) gesichtet. Sie gehört - wie ihre Schwester Lou Albert-Lasard (1885 - 1969) - zu den wenigen Künstlerinnen im westlichen Europa, denen es - neben den bekannten wie Alice Bailly, Sophie Taeuber-Arp und Clara von Rappard in der Schweiz, Paula Modersohn-Becker, Clara Rilke-Westhoff, Käthe Kollwitz in Deutschland, aus dem Kreis des Blauen Reiter Gabriele Münter und Marianne Werefkin, in Frankreich Marie Laurencin, Suzanne Valladon und Berthe Morisot - gelungen ist, sich eine Ausbildung zu verschaffen.

ILSE HELLER-LAZARD wurde 1884 im deutsch-lothringischen Metz geboren. Erste Tochter des angesehenen und wohlhabenden Bankiers Leopold Lazard (1843 - 1927) und seiner deutsch-amerikanischen Frau Jenny Stein (1861 - 1909), wuchs sie in großbürgerlich-jüdischen Verhältnissen auf; 1885 wurde ihre Schwester Louise, genannt Lou, geboren.

Beiden Schwestern gelang es, ihren Wunsch Malerin zu werden gegenüber den Eltern durchzusetzen. Neben Unterweisung in Hauswirtschaft nahmen sie von 1904 bis 1906 in der Kunststadt München ersten Unterricht im Malen.

Die entscheidenden Jahre ihrer Ausbildung absolviert Ilse Heller-Lazard in Dresden, wo sie im Kreise junger Kolleginnen Unterricht bei dem deutsch-lettischen Maler Johann Walter-Kurau (1869 - 1932) nimmt, bei dem auch Else Lohmann, die spätere Bauhäuslerin Margarete Schall, Luise Grimm und v.a. das Handwerk lernten. Walter-Kurau war in Form- und Farbauffassung stark von den "Brücke"-Künstlern geprägt.

JACOBI, LOTTE
JACOBI, LOTTE
1896
1990

 
Als Repräsentantin der Neuen Fotografie in den 1920er-Jahren gehört Lotte Jacobi heute mit ihrem Porträtwerk zu den weltbekannten Fotografinnen und Fotografen. 1896 im westpreußischen Thorn (Torun) geboren, ist sie 1990 mit 93 Jahren in Concord, New Hampshire, in den USA gestorben.

1920 zieht Lotte Jacobi  – inzwischen  verheiratet und Mutter eines Sohnes – nach Berlin, wo wenig später auch ihre Eltern eintreffen. Sie eröffnen ein Fotoatelier, ein klassisches Porträtatelier für jedermann in der Joachimsthalerstraße 5 mitten im Berliner Neuen Westen, in der Kurfürstendammgegend, wo die Künstleravantgarde zu Hause war.

1927 übernimmt Lotte Jacobi das väterliche Atelier, nachdem sie an der Staatlichen Höheren Fachschule für Phototechnik in München eine zweijährige Ausbildung zur Fotografin absolviert hatte. Es war die Zeit, in der die Illustrierten und Magazine der großen Berliner Verlage wie Ullstein, Mosse und Scherl den Fotografinnen und Fotografen ein umfangreiches neues Tätigkeitsfeld eröffneten: die Pressefotografie mit Reportagen aus aller Welt, mit Mode- und Architekturaufnahmen, Interieurs und Porträts von Persönlichkeiten aus Tanz, Theater, Literatur, Bildender Kunst, Wissenschaft und Politik, worauf sich Lotte Jacobi spezialisiert hat.

In Lotte Jacobis Porträtwerk zu blättern heißt die künstlerische und politische Avantgarde der 1920er- und frühen 1930er-Jahre Revue passieren lassen. Es ist das Berlin der gerne verklärend als golden bezeichneten Zwanziger Jahre, in dem ihre großen Porträts entstanden sind: Lotte Lenya, Käthe Kollwitz, Klaus und Erika Mann, Carl Zuckmayer, Karl Valentin und Lisl Karlstadt, Lil Dagover, Peter Lorre und viele andere mehr.

LASERSTEIN, LOTTE
LASERSTEIN, LOTTE
1898
1993

 

Lotte Laserstein wird zum ersten Mal mit einer Retrospektive in Deutschland vorgestellt. Die Malerin, hierzulande völlig in Vergessenheit geraten, hat in den 1920er und 1930er Jahren in Berlin ihre wichtigsten Bilder gemalt, nachdem sie 1927 als eine der ersten Frauen die Berliner Kunst-Akademie – mit Auszeichnung – absolviert hat.

Laserstein führt ab 1927 im eigenen Atelier eine private Malschule. Sie beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen und nimmt erfolgreich an Wettbewerben teil, beispielsweise an dem von der Kosmetikfirma Elida veranstalteten: „Das schönste deutsche Frauenporträt 1928“. 1929 wird sie Mitglied im Verein der Berliner Künstlerinnen und ist aktiv im Vereinsleben tätig. Die renommierte Galerie Gurlitt zeigt 1931 eine Einzelausstellung.

Lotte Laserstein reüssiert besonders mit Bildnissen, die bereits damals ihre bevorzugten Themen verraten: die fremdländischen Gesichter in Nahsicht – wie sie damals auch in der Fotografie beliebt waren, Menschen in ungewohnter Haltung oder auch Gruppen in verhaltenem Einklang und sie malt Typen der Zeit: modische Großstädterinnen im Café, einen Motorradfahrer in voller Montur, sportliche Tennisspielerinnen, sich schminkende Mädchen und in den Portraits ihres Lieblingsmodells Traute Rose befragt die Malerin immer wieder vor allem das Bild der Neuen Frau. Besonders ihr Modell Traute Rose inspirierte sie zu einigen ihrer besten Bilder, darunter die subtilen Malerin-Modell-Darstellungen und die weiblichen Akte. In zahlreichen Selbstportraits sowie den Malerin-Modell-Darstellungen weist Laserstein selbstbewusst auf ihre Profession als Malerin hin.

LEX-NERLINGER, ALICE
LEX-NERLINGER, ALICE
1893
1975

 
Alice Lex-Nerlinger belonged to the artistic-political avantgarde of the WeimarRepublic together with Hannah Höch, Lea and Hans Grundig, John Heartfield, the Cologne-based “progressives” and her husband, Oskar Nerlinger.
 
Alice Pfeffer, married name Nerlinger, pseudonym Lex, was born in 1893 – the youngest of six children – to the owner of a gaslamp factory on Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg. Between 1911 and 1916 she studied painting and graphic art at the Unterrichtsanstalt (art school) of the Museum of Arts and Crafts.Her fellow students included Hannah Höch, George Grosz and Oskar Nerlinger, and she was taught by Emil Orlik, among others.

Personal experience of the First World War and the atmosphere of artistic experiment in 1920s Berlin created a fount of ideas for Alice Lex-Nerlinger‘s artistic-dialectic works: heroism versus the soldier‘s death, snob and war cripple, lady and proletarian woman, man and machine, capital and labour, state and censor, and not least, the misogynist § 218, making abortion into an offence punishable by imprisonment at that time. Her works bear corresponding titles: »Field Grays Yield Dividends«,»For Profit«, »Work, Work, Work«, »Poor and Rich«, »Censor« and
»Paragraph 218«

MANDELLO, JEANNE
MANDELLO, JEANNE
1907
2001


Noch nicht neunzehnjährig ging Jeanne Mandello 1926 nach Berlin, um an der Photographischen Lehranstalt des Lette Vereins die zweijährige Ausbildung zur Fotografin zu machen. Sie schloss die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer mit »sehr gut« ab. Während eines Praktikums bei dem Leica - Pionier, Dr. Paul Wolff, machte sie Erfahrungen im Fotojournalismus.

Sie eröffnete 1929 ein eigenes Atelier in Frankfurt, erhielt Portraitaufträge, machte Aufnahmen für die Presse und lernte den an Fotografie interessierten, jungen Arno Grünebaum an. Nachdem sie geheiratet hatten und ihnen die Übergriffe der Nationalsozialisten auf jüdische Einrichtungen zu gefährlich wurden, flüchteten sie im Januar 1934 nach Paris. Hier erlebte Mandello eine kaum erträumte Karriere als Modefotografin im Auftrag der Modehäuser Balanciaga, Mainbocher, Maggy Rouff, Chanel, um nur einige zu nennen.

MORATH, INGE
MORATH, INGE
1923
2002


When Inge Morath met the war photographer Robert Capa at the photo agency Magnum in Paris in July 1949, the life of the 26-year-old Austrian journalist took a new turn. It would still take a few years before Inge Morath felt so at ease with the Leica that she began working for Magnum as a photographer in 1953 and joined as a full member in 1956. 

Born in Graz in 1923, the young Inge Morath was accustomed to adapting to new people and languages, as her parents’ work took the family to different parts of Europe. This special gift made it easier for her to pick up languages later when she travelled the world as a photojournalist.

After attending secondary school in Berlin during the early years of the Nazi regime, she was conscripted into “labour service” for the Reich before being accepted to study Romance languages at the city’s Friedrich Wilhelm University. After this she was forced to work at an armaments factory in Tempelhof. Mustering all her courage to flee during an air raid, she managed to rejoin her parents in Salzburg.

Biography ...

OTTINGER, ULRIKE
OTTINGER, ULRIKE
1942


ULRIKE OTTINGER ist eine der renommiertesten Autorinnen des Neuen Deutschen Films, zugleich eine international anerkannte Fotografin.

Zum ersten Mal präsentiert Das Verborgene Museum eine Auswahl ihrer Schwarz-Weiß-Portraits in einem visuellen Dialog mit Portraitfotografien aus der gemeinsamen Sammlung Ottinger/Sykora.

Ulrike Ottinger hat ihre künstlerischen Studien 1962 bei Johnny Friedlaender in Paris aufgenommen, wo sie sich durch die Schriften und Vorlesungen von Michel Leiris, Victor Segalen Claude Lévy-Strauss und Pierre Bourdieu inspirieren ließ.

1969 gründet sie in ihrer Geburtsstadt Konstanz die Galerie „galeriepress“ und macht Ausstellungen, u.a. mit Wolf Vostell, David Hockney und R.B. Kitaj.Nach der Realisierung ihres ersten Spielfilms „Laokoon & Söhne“ 1973 geht sie nach Berlin.

Den visuellen Bildphantasien verschrieben, wird für Ulrike Ottinger das Filmemachen zu ihrem Metier: den Spielfilmen „Die Betörung der blauen Matrosen“ (1975) und „Madame X“ (1979) – beide dem eigenwilligen Autorenfilm zuzurechnen – folgt die Berlin - Trilogie mit „Bildnis einer Trinkerin“ (1979), „Freak Orlando“ (1981) und „Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse“ (1984) – bis heute ein Quell der Erinnerung an atmosphärisch einmalige, inzwischen verschwundene Orte der einst geteilten Stadt.

TARDIF, MATHILDE
TARDIF, MATHILDE
1872
1929
Panoptikum oder Gesellschaft um 1900

 
This show devoted to Mathilde Tardif (1872-1929), who was born in Marseille and died in Germany, is the first-ever public encounter with her art in a solo exhibition. Some 70 paintings from private estates, all dating from the period between 1897 and 1929, provide new insights into the work of an artist trained in the 1890s at the Académie Julian in Paris.

At the Académie, Mathilde Tardif was influenced by Les Nabis, a group of rebellious young art students led by Maurice Denis, but she evolved her own themes and style. She found material for her critical observations of society in the everyday milieu of the middle classes and the petty bourgeoisie, and drew inspiration for her technique from both Symbolism and Art Nouveau.

This was the era of the Third French Republic (1870-1940) in Paris, the proverbial capital of art and since the middle of the century, the Impressionists had secured a place in art for everyday motifs, and like Mathilde Tardif, Thèophile-Alexandre Steinlen (1859-1923) portrayed the lives of simple people, while Henri Toulouse-Lautrec (1864-1901) depicted the shady side of night life in the entertainment business