28. September 2016 - 04. March 2017

GERTI DEUTSCH & JEANNE MANDELLO

Schicksal Emigration

»Schicksal Emigration«
rekonstruiert die Geschichte zweier jüdischer Fotografinnen, Gerti Deutsch und Jeanne Mandello, die nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Deutschland bzw. Österreich verlassen haben.
Gerti Deutsch ging 1936, zwei Jahre vor dem »Anschluß« Österreichs von Wien nach London.
Jeanne Mandello floh bereits 1934 von Frankfurt nach Paris und von dort aus weiter nach Montevideo, Uruguay.


GERTI DEUTSCH 
Wien 1908 – 1979 London

1908 geboren und in der Wiener Innenstadt zu Hause, absolvierte sie 1933/1935 eine Ausbildung zur Fotografin an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Der Austrofaschismus hatte das liberale Leben bereits eingeschränkt und propagierte verstärkt die Bildästhetik einer verklärenden Heimatfotografie. Dagegen favorisierte Gerti Deutsch Alltagsmotive, die dieser Norm entgegenstanden, wie z.B. die Aufnahme von Wartenden auf einem Kleinstadtbahnhof (1930er-Jahre) aus der Perspektive von oben und den für die moderne Fotografie typischen Bilddiagonalen.

1936 verließ sie Wien und ging nach London, wo die von Stefan Lorant 1938 gegründete, liberale antifaschistische Illustrierte »Picture Post« bis 1950 ihr wichtigster Auftraggeber wurde. Es entstanden 64 Bildreportagen mit kulturellen und aktuell politischen Themen, u.a. Fotoserien zu den Transporten jüdischer Kinder aus Deutschland (1938), zu österreichischen Kriegsheimkehrern (1948); nach dem Zweiten Weltkrieg – den überwiegenden Teil ihrer Aufnahmen konnte sie retten -  fotografierte sie wieder häufiger in Österreich sowohl bei den traditionellen Salzburger Festspielen, als auch bei Festen und Feiern der Menschen auf dem Lande.1960 machte sie während eines zweimonatigen Aufenthalts in Japan Fotografien im Auftrag der Japanischen Kamera-Handelsvertretung. Es sind faszinierende Motive einer in Europa damals überwiegend noch fremdem Kulturlandschaft.

 

JEANNE MANDELLO  Frankfurt/Main 1907 – 2001 Barcelona

Noch nicht neunzehnjährig ging Jeanne Mandello 1926 nach Berlin, um an der Photographischen
Lehranstalt des Lette - Vereins die zweijährige Ausbildung zur Fotografin zu machen. Sie schloss die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer mit »sehr gut« ab. Während eines Praktikums bei dem Leica - Pionier, Dr. Paul Wolff, machte sie Erfahrungen im Fotojournalismus.

Sie eröffnete 1929 ein eigenes Atelier in Frankfurt, erhielt Portraitaufträge, machte Aufnahmen für die Presse und lernte den an Fotografie interessierten, jungen Arno Grünebaum an. Nachdem sie geheiratet hatten und ihnen die Übergriffe der Nationalsozialisten auf jüdische Einrichtungen zu gefährlich wurden, flüchteten sie im Januar 1934 nach Paris. Hier erlebte Mandello eine kaum erträumte Karriere als Modefotografin im Auftrag der Modehäuser Balanciaga, Mainbocher, Maggy Rouff, Chanel, um nur einige zu nennen.

Der Überfall der Nationalsozialisten auf Frankreich brach ihre Karriere von einem Tag zum anderen ab. Sie wurde wie alle deutschen Frauen nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Paris 1940 vorübergehend im Lager Gurs interniert; anschließend gelang es ihr zusammen mit ihrem Mann von Spanien aus in die Emigration nach Uruguay zu fliehen. Noch einmal fand sie die Kraft zu einem Neuanfang: mit geliehener Rolleiflex, war sie schon bald wieder mit Künstler-Portraits und Aufnahmen für Tourismus-Publikationen erfolgreich. 1953 trennte sich Jeanne Mandello von Arno Grünebaum und wurde 1959 in Barcelona ansässig.

Über dem Leben beider Fotografinnen liegt das Schicksal von Flucht und Emigration, bei Jeanne Mandello zudem das der nahezu vollständigen Vernichtung ihres Werkes

 

Biografie Gerti Deutsch | Jeanne Mandello

Ausstellung: Künstlerinnen im Dialog

Eröffnung

Mittwoch, 28. September 2016  |  19 Uhr

Es sprechen

Elisabeth Moortgat
Das Verborgene Museum

Kurt Kaindl
FOTOHOF Salzburg, Kurator Gerti Deutsch
mit Amanda Hopkinson und Nicolette Roeske

Sandra Nagel
Kuratorin Jeanne Mandello
mit Isabel Mandello de Bauer und James Bauer

Laufzeit
VERLÄNGERUNG

29. September 2016 - 5 . März 2017
geschlossen 19.12.2016 - 4.01.2017

ÖFFNUNGSZEITEN

Donnerstag, Freitag 15 - 19 Uhr
Samstag, Sonntag 12 - 16 Uhr

VERANSTALTUNG

Bücherbazar im Dezember 2016

Adresse

DAS VERBORGENE MUSEUM
Schlüterstrasse 70
10625 Berlin-Charlottenburg

verkehrsanbindungen

S5, 7, 75, 9  Savignyplatz
U2 Ernst-Reuter-Platz,
Bus M49, X34, 101 Schlüterstrasse

STADTPLAN

siehe Kontakt

 

TELEFON

+49 (0) 30 313 36 56

MAILADRESSE


 

FLYER zur Ausstellung

AUDIO zur Ausstellung
Deutschlandradio Kultur vom 05.10.2016
Beitrag von Stefanie Oswalt


 

PUBLIKATIONEN zur Ausstellung
Die Fotografin Gerti Deutsch
Arbeiten 1935 - 1965
deutsch und englisch jeweils 29,- €

Jeanne Mandello  Die Welt im Blick
Perspektiven einer deutsch-jüdischen Fotografin im Exil 1928 - 1996
deutsch/englisch  21,- €

 

VIDEOS zu den Künstlerinnen
Interview zu Gerti Deutsch
Amanda Hopkinson (Norwich/GB) and Nicolette Roeske (Munich/Germany) talk about their mother Gerti Deutsch.
„Im Gespräch“ / Under Discussion is a series of movies produced by the Salzburg based FOTOHOF archiv.
Interviewer: Kurt Kaindl. Camera and film editing: Sebastian Albert. Recorded 2015 in Salzburg, Austria. German and English language

 

Interview mit Jeanne Mandello
Interviewerin: Susanne Knöner, Museum Folkwang, Essen 1994. German language

 

Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem FOTOHOF archiv, Salzburg und
dem Nachlass Mandello, Barcelona | New York.



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